Über den Verein …

…und die langjährige Partnerschaft zwischen Lennestadt im Sauerland und Orten in Mosambik

Begonnen hat die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen der Anne-Frank-Schule sowie dem Verein für Kinder in Mosambik durch einen Brief des spanischen Paters Vicente Berenguer, der in Mosambik lebte. Nachdem Mosambik nach 400-jähriger Kolonialherrschaft der Portugiesen und langem Guerillakrieg endlich unabhängig geworden war, schrieb er in einem Brief an deutsche Freunde: „Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen: Tote, Hunger, unbestellte Felder. Die Arbeit ist unüberschaubar. Es gibt so viel Elend, dass ich keine Ruhe finde…. Können Sie nicht von Deutschland aus ein bisschen helfen? Verzeihen Sie meine Dreistigkeit, aber wenn man dieses Land kennt und mit den Menschen lebt, schämt man sich nicht mehr zu betteln….“

Der Brief – im “Publik Forum” veröffentlicht – wurde in Lennestadt gelesen und löste eine Welle der Solidarität aus. Schüler und Lehrer der Anne-Frank-Schule wurden aktiv, sammelten Pilze und Äpfel und verkauften sie, machten einen Weihnachtsmarkt und so kamen die ersten hundert DM zusammen, die man an Pater Vicente in Mosambik schickte, um zu helfen, das Elend zu bekämpfen.

1978 besuchte Pater Vicente erstmals die Anne-Frank-Schule und stellte sein Projekt vor: Er wollte in der Provinz Tete ein Zentrum errichten, wo elternlose Straßenkinder zur Schule gehen und leben konnten.

Die Unterstützungsaktionen in Lennestadt wurden größer und das Zentrum in N`kondedzi wuchs und wurde zur Realität. 1982 besuchte eine Gruppe von Schülern, Eltern und Lehrern das Zentrum N´kondedzi und lebte und arbeitete dort zusammen mit den mosambikanischen Kindern und Lehrern. (Dieses eindrucksvolle Ereignis wurde von einem deutschen Filmteam in dem Fernsehfilm „Begegnung in N´kondedzi“ festgehalten, der ein Jahr später als bester deutscher Entwicklungshilfefilm vom Bundespräsidenten prämiert wurde.)

Zwei Jahre später kam es zum Gegenbesuch. Der Schulleiter Sandramo, der Schülervertreter Mario und Pater Vicente besuchten Lennestadt. Sie wurden hier sehr herzlich aufgenommen und dadurch wurden die Beziehungen noch enger, freundschaftlicher und intensiver. Diese gegenseitigen Besuche wurden in den nächsten Jahren fortgesetzt, man lernte sich immer besser kennen und so wurden aus Fremden enge Freunde.

Diese hoffnungsvolle Entwicklung wurde aber massiv gestört: Bewaffnete Banden, unterstützt und dirigiert aus dem damaligen Apartheidstaat Südafrika überfielen in Mosambik Fabriken, Schulen und andere wichtige Einrichtungen und zerstörten sie. Auch das Zentrum N´kondedzi wurde bedroht und Schüler und Lehrer flohen in die Grenzstadt Zobue.

Millionen Mosambikaner suchten Schutz in den Städten, vor allem in der Hauptstadt Maputo. Pater Vicente bat uns, die Schule in Laulane am Rande der Hauptstadt zu unterstützen, wo eine Notschule für mehr als 1.000 geflüchtete Kinder errichtet worden war. 1987 besuchte eine Delegation aus Lennestadt diese Schule, aber ein paar Wochen vorher hatten wir in Lennestadt zwei große Container mit Schulmaterial, landwirtschaftlichen Geräten, Werkzeugen usw. gepackt und nach Mosambik geschickt. Gemeinsam packten wir in Laulane, zusammen mit den mosambikanischen Schülern und Lehrern, die wichtigen Materialien aus. Auch die mosambikanische Erziehungsministerin Graca Machel kam nach Laulane und lud uns zu einem Besuch in das Erziehungsministerium ein.

Nachdem Pater Vicente 2004 nach Ressano, der Grenzstadt zu Südafrika, versetzt worden war, verlagerten sich die Hilfsaktivitäten der Anne-Frank-Schule und des Vereins für Kinder in Mosambik in diese extrem arme Region, denn Pater Vicente war und blieb unser Vertrauter, der die wichtigen Projekte, die wir finanzierten, plante, organisierte und kontrollierte, soweit das notwendig war. In Ressano Garcia finanzierten wir unter seiner Regie den Wiederaufbau und die Erweiterung einer Grundschule. Da es in den umliegenden Dörfern bis dahin noch keine Schulen und Kindergärten gab, realisierten wir mit Pater Vicente in Inkomati den Bau einer Grundschule mit einem Kindergarten und eine Tiefbohrung (80m) für sauberes Wasser.

Der Besuch eines pensionierten Lehrers der Anne-Frank-Schule 2012 und der Gegenbesuch von drei Lehrern aus Inkomati und Ressano Garcia vertieften die engen Beziehungen.

Download des Reiseberichts von Jochen Pfeiffer als PDF-Datei

2018 verließ Pater Vicente schweren Herzens altersbedingt, er war inzwischen 82 Jahre alt, Mosambik, aber auch von Spanien aus arbeitet er weiter gut und erfolgreich mit uns zusammen.

Unsere aktuellen Projekte: In Gorongosa, im Zentrum Mosambiks, unterstützen wir zurzeit die wichtige Arbeit einer brasilianischen Schwesternkongregation, die von der deutschstämmigen Schwester Irene Kunzler geleitet wird. Die Schwestern haben dort seit 2018 eine Sekundarschule mit ca. 150 Schülerinnen und Schülern gegründet, die sie dort nicht nur unterrichten, sondern im Internat auch weitgehend versorgen. Wir haben dort die Tiefbohrung für einen Brunnen mit sauberem Wasser unterstützt, und aktuell finanzieren wir die Einrichtung des Hauptgebäudes, genutzt als Schul- und Speiseraum mit Tischen und Bänken. Besonders wichtig ist das andere Projekt: Die deutliche Erweiterung der landwirtschaftlichen Fläche zum Anbau von Bohnen, Maniok, Mais, Gemüse und Salat, damit die Ernährung der Schülerinnen und Schülern aus eigener Kraft gesichert ist.

All diese Projekte finanziert der Verein mit eigenen Mitteln, die durch vielfältige Aktionen erwirtschaftet werden. Eine wichtige Säule allerdings ist die großzügige Unterstützung durch Spenden aus allen Teilen der Bevölkerung.

Der Verein arbeitet komplett ehrenamtlich, das heißt, es gibt überhaupt keine Verwaltungskosten.

Die Strickfrauen (Foto von ca. 1983) – von Pater Vicente liebevoll die “Crocheteras” genannt – unterstützen seit Jahrzehnten den Verein und stellen ganzjährig Handarbeiten her.
Der Erlös aus dem Verkauf kommt den aktuellen Projekten des Mosambik-Vereins zugute.

Schwester Irene vor dem Internat in Gorongosa

CHRONIK:

1975

  • Brief von Pater Vicente mit der Bitte um Hilfe für das mosambikanische Volk
  • Erste Hilfsaktionen in Lennestadt für Mosambik

1976/77

  • Organisation eines Weihnachtsbasars um Kindern in Mosambik zu helfen

1978

  • Erster Besuch von Pater Vicente in Lennestadt
  • Präsentation eines Schul- und lnternatprojektes für elternlose Kinder
  • Aktionen in Lennestadt zur Finanzierung dieses Projektes
  • Beginn des Projektes in N’Kondedzi (Provinz Tete)

1979

  • Erster Besuch einer Delegation aus Lennestadt in Mosambik
  • Bau des Zentrums in N’Kondedzi

1982

  • Container mit Schulmaterial, Werkzeug, etc. für N’Kondedzi. Eröffnung des Zentrums in N’Kondedzi mit 89 elternlosen Kindern
  • Besuch einer Delegation aus Lennestadt (3 Schüler, 2 Eltern, 4 Lehrer) in Mosambik und besonders in N’Kondedzi

1984

  • Besuch des Direktors und eines Schülers aus N’Kondezi und Pater Vicente in Lennestadt

1985

  • Informationskampagne der AFS gegen die bewaffneten Banden der Renamo
  • Flucht von Schülern und Lehrern nach Zobue

1987

  • Unterstützung der Schule in Laulane (Maputo)
  • Zwei Container mit Schulmaterial, Werkzeug, Kleidung, etc.
  • Besuch einer Delegation der AFS in Mosambik (Laulane, Moatize und Zobue) wo damals die Schüler von N’Kondedzi waren
  • Besuch einer Delegation aus Mosambik in Lennestadt (Lehrer und Eltern aus Laulane und Pater Vicente)

1990

  • Finanzierung der EP 2 Schule von Laulane
  • Drei Container mit Schulmaterial für diese Schule

1992

  • Finanzierung der Schule Kurhula in San Antonio de Malhangalene: zusammen mit der Gesamtschule Weyhe

1993

  • Besuch einer Delegation (3 Lehrer von Weyhe und 3 von Lennestadt) in Maputo, Zobue und den Ruinen von N’Kondedzi

1994-1997

  • Wiederaufbau und Erweiterung des Zentrums N’Kondedzi

1996

  • Container für N’Kondedzi mit einem Generator, einer Wasserpumpe, Werkzeuge für Schlosserei und Schreinerei

1997

  • Besuch einer Delegation aus Lennestadt (4 Lehrer, 1 Techniker, 1 Dolmetscher) in N’Kondedzi
  • Installation des Generators und der Wasserpumpe – Kauf von 60 Matratzen und Decken

1998

  • Besuch einer Delegation aus Lennestadt und Weyhe in Maputund N’Kondedzi: Kauf von Matratzen und Decken, Küchengeräten und Medikamenten
  • Kauf von Medikamenten für das Gesundheitszentrum

2000

  • Überflutungskatastrophe in Mosambik: Lennestadt organisiert eine Informations- und Hilfskampagne in den Medien (Zeitungen, Radio und lokales Fernsehen) mit großem Erfolg
  • Pater Vicente empfiehlt Bau der Schule in Magoanini und 5 Häuser für Überflutungsopfer. Gemeinsame Finanzierung durch Weyhe, Hungen, Erzhausen und Lennestadt
  • 25-Jahr-Feier der Zusammenarbeit zwischen der AFS und verschiedenen Schulen in Mosambik unter Anwesenheit von Pater Vicente

2003

  • Besuch einer Delegation aus Lennestadt (3 Lehrer, 2 ehemalige Schüler, 1 Arzt, 1 Dolmetscher) in Maputo, Tete und N’Kondedzi

2004

  • Gastbesuch aus Mosambik, Gast: Zeferino Chicuamba – Bildhauer und Künstler
  • Gastbesuch aus Mosambik, Gäste: Herr und Frau Modumela – Direktor beim Erziehungsministerium in Maputo

2004-2006

  • Unterstützung der Schule von Khongolote 
  • Ressano Garcia: Bau von 4 neuen Klassen der Primarschule und Wiederaufbau der alten Primarschule – Finanzierung durch BMZ, Hungen und Lennestadt
  • Projekt „Arbeiten und Lernen für arbeitslose Jugendliche ohne Schulabschluss”
  • Schulmöbel für die Sekundarschule

2005

  • Projekt „Arbeiten und Lernen”
  • Besuch einer Delegation (2 aus Weyhe, 2 aus Lennestadt)
  • Besuch aus Mosambik, Gast: Adamo Matsinhe
  • Besuch aus Mosambik, Gast: Atanasio Nhusse – Choreograph und Tänzer aus Maputo

2006

  • Gastbesuch aus Mosambik: Herr Sebatiao Nhambessa, Leiter des Straßenkinderprojektes „MOSAICO” in Tete, Mosambik

2007-2009

  • Projekt „Arbeiten und Lernen” + Bau einer Primarschule (4 Klassenräume, 2 Häuschen für Lehrer, Latrinen)
  • Kauf eines Krankenwagens für das Hospital in Ressano Garcia
  • Hilfe für das Essen für die Kinder des Internats
  • Projekt lnkomati: Bau von 2 Klassenräumen der Primarschulen und Kindergarten – Finanzierung durch Frauengruppe Lennestadt

2010-2012

  • Tiefbohrung (80m) für sauberes Wasser

2012

  • Besuch eines Lehrers (Jochen Pfeiffer) bei Pater Vicente in Ressano Garcia; Besuch der Schule und des Kindergartens Inkomati (Download Reisebericht als PDF)
  • Weitere Ausbau- und Stabilisierungspläne

2016

  • Hungerkatastrophe im südlichen Afrika wegen mehrjähriger Dürre; Pater Vicente bittet um Hilfe
  • Erfolgreicher Aufruf des Vereins in der lokalen Presse; Spende zur Sicherung der Ernährung in Inkomati und anderen Schulprojekten

2016-2020

  • Unterstützung der Kindergärten Inkomati, Chankulo, Mbobo, Movene: Bau und Ernährung

2020

  • ab April: Unterstützung des Zentrums in Gorongosa, durch brasilianische Schwesternkongregation
  • Spenden für Brunnenbau sowie für Schul- und Speiseraum der Kinder, großflächige Erweiterung der Landwirtschaft; Anbau von Gemüse, Salat, Maniok, Bohnen usw.

2021 – So geht es weiter

Es gibt zwei Schwerpunkte:

  1. Die Verbesserung der mangelhaften Ernährungssituation der Kinder in den Kindergärten und Grundschulen unserer Projekte in Inkomati, Nankulo, Mbobo usw.
    Mehrere hundert Kinder erhalten täglich ein Frühstück in den Kindergärten und Schulen, da die Menschen in diesen Gebieten in extremer Armut leben.
  2. Die Situation der Kinder und Jugendlichen Im Zentrum Gorongosa hat sich durch die erfogreiche Zusammenarbeit des Vereins mit der Schwesternkongregation unter der Leitung von Irene Kunzler im Jahr 2020 zwar deutlich verbessert, aber es gibt noch viel Schwierigkeiten. Schester Irene schrieb auf unsere Anfrage am 31.01.2021:
    “Wir haben viele Bedürfnisse, aber wir müssen der Renovierung des Daches des Jungeninternats Priorität einräumen. Dies ist unsere größte Dringlichkeit. Das Jungeninternat ist sehr groß und die Konstruktion sehr alt. Das gesamte Dach muss erneuert werden: die Holzkonstruktion (Balken), die IBR-Platten und die Zwischendecke. Wir denken, dass es möglich sein könnte, dieses Projekt in drei Phasen durchzuführen. Jedes Jahr könnten wir einen Teil erneuern. Jede Teilerneuerung würde ca. 8.500 € kosten. Wir schicken Ihnen ein paar Fotos vom Jungeninternat.
    Herzlichen Dank für Ihre Hilfe und Ihr Verständnis”.

Näheres hierzu auch unter AKTUELLES

Wir sind dankbar für Ihre Unterstützung!

Spendenkonto “Förderverein für Kinder in Mosambik” | Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem | IBAN DE 92 4625 1630 0022 5252 57 | Stichwort: “Spende”